Wie ich meine Rolle als Kritiker sehe: Schön
oder gut? – Gedanken zur Kunstkritik (Essay)
(Saarländisches
Kultur-Journal 5/1995)
Utz Anhalt, Historiker mit einer Doktorarbeit über den Zoo (»Tiere und Menschen als Exoten«), ist u. a. pädagogischer Ausstellungsgestalter der Aktionsgemeinschaft Artenschutz und arbeitet als Wissenschaftsjournalist; einer breiteren Öffentlichkeit ist er bekannt durch Auftritte als (Wer-)Wolf-Experte bspw. bei Pro7 und Fantasy-Cons sowie seine Artikel u. a. für die Zeitschrift Karfunkel.
Anhalt nimmt die Rückkehr des Wolfes nach Mitteleuropa zum Anlass, um über dieses Tier und sein Verhältnis zum Menschen zu philosophieren – denn das ist der Schwerpunkt seines Buches, das als Sachbuch daherkommt, aber schon durch seine elegante Gestaltung signalisiert, dass der Autor mehr will. Natürlich stecken in diesem Buch viele Informationen, über die Beziehung zwischen Mensch und Wolf und ihre Geschichte, angelegt als weltweiter Überblick und über die letzten Jahrtausende – doch es ist oft nur ein Überblick ohne die Möglichkeit, etwas zu überprüfen oder zu vertiefen. Hinweise und Informationen aus vielen Kulturen wechseln sich ab mit Hypothesen – oder besser Behauptungen – über Philosophie, (Kultur-)Anthropologie und Psychologie, meist ohne Belege und manchmal eher esoterisch und vor allem in der Regel viel zu verallgemeinernd.
»Der Wolf« wird als Lehrer der Jäger, Feind der Hirten und Teufel der Christen dargestellt, als »Bruder Wolf«, als das die Mythen am meisten beeinflussende Tier (worüber man streiten kann). Sehr spekulativ wird es, wenn Utz Anhalt seiner Begeisterung für den Schamanismus freien Lauf lässt, meist ohne zu differenzieren zwischen den verschiedenen Formen, die es gibt bzw. gab, und wenn er dann relativ unreflektiert seine Thesen in die Jetztzeit überträgt, z. B. bei seinen Behauptungen über die Identifikation heutiger Jugendlicher mit dem Wolf.
Der Aufbau des Buches ist nicht immer schlüssig, der Autor springt etwas durch die Zeiten und Themen, das leider manchmal auch innerhalb der Kapitel; so wird Rotkäppchen zwischen der berühmten Bestie vom Gévaudon und Haarmann, dem »Werwolf von Hannover«, behandelt. Für Leser/innen, die sich nicht auskennen, wären in diesem Kapitel einige biografische und Zeitangaben sinnvoll wie auch angesichts der Fülle biologischer und historischer Erwähnungen ein Überblick über die noch unter uns weilenden und die ausgestorbenen Wolfsunterarten.
Leider gibt es ein paar (wenige) handfeste Fehler: In der frühen Fassung von »Rotkäppchen« von Charles Perrault (Le Petit Chaperon rouge, 1695) etwa endet die Geschichte mit dem Tod des Mädchens; Anhalts auf die Funktion des Jägers und die »Befreiung« Rotkäppchens gestützte Thesen sind daher haltlos – und psychologisch sowieso fragwürdig. Leider ist auch oft nicht zu erkennen, wessen Thesen ich eigentlich lese, was originär Anhalts Meinung ist, zumal er oft verschiedene Auffassungen kommentarlos nebeneinander stellt. Das Literaturverzeichnis hilft auch nicht viel weiter, weil es bei Zitaten selten mehr als einen Autorennamen gibt, noch seltener einen Hinweis auf die Quelle.
Dies ist ein durchaus interessantes Buch, wenn man es Anregung liest, sich näher mit dem Thema zu beschäftigen, oder als Überblick, welche Aspekte spannend sein könnten, auch als Essay zum Thema und Plädoyer für einen fairen Umgang mit dem Wolf. Um sich näher mit dem Thema zu beschäftigen, bedarf es dann vertiefender Lektüre.
Der bekannte österreichische Fotograf Gerald Axelrod, der schon einige Fotobände veröffentlicht und in der Szene einen guten Namen hat, widmet sich in diesem großformatigen Fotoband mit 98 Fotos auf 128 Seiten der Geschichte von und den Mythen um Vlad Țepeș sowie den Grundlagen des Romans Dracula: eine Fotoreise auf den Spuren der Pfähle und Z ähne. In einem ersten Teil geht es um Vlad Țepeș, in einem zweiten um Vampire und Vampirinnen sowie ihren Mythos im Allgemeinen, vor allem auch den Vampirglauben auf dem Balkan. Im dritten Teil schließlich geht es um die Entstehung des Romans »Dracula« und dessen spätere Erfolgsgeschichte. Natürlich steht nichts wirklich Neues in diesem Buch, und der Text ist zwangsläufig kurz und kursorisch geraten, das Wesentliche sind eben die Fotos und das Atmosphärische. Wer sich darauf einlassen möchte, ist mit diesem Buch aufs Beste bedient!
Wie schon in seinem Buch über Transsylvanien bzw. Dracula erzählt der bekannte österreichische Fotograf Gerald Axelrod vor allem mit seinen Fotos die Geschichte und die Hintergründe der als »The World Champion Lady Vampyr of All Time« bekannten Elisabeth Báthory. Aktuelle geschichtliche Erkenntnisse wie psychologische Hintergründe werden dargestellt, wenn auch natürlich relativ kurz und kursorisch. Mittelpunkt des Buches sind 128 Fotografien auf gleich vielen Seiten in diesem Buch, die ausnahmslos alle Burgen, Schlösser und Orte zeigen, an denen sich die Blutgräfin nachweislich aufgehalten hat. Eine durchaus spannende Reise in die Geschichte und Mythen, ein wirklich spannendes Buch!
Das Ehepaar Bandini ist bekannt für gut verständliche Werke über mythologische Wesen oder Sagengestalten. Ditte Bandini studierte Völkerkunde, Religionsgeschichte und Indologie, Giovanni Bandini Indologie, Vergleichende Religionswissenschaft und Indische Kunstgeschichte – sie kennen sich also wirklich aus und sind bzw. waren beide auch im Wissenschaftsbetrieb tätig. Man merkt ihren Büchern an, dass sie auch komplexe Zusammenhänge gut erklären können. Leider spielt dabei die Genauigkeit und Korrektheit der Fakten nicht immer die Rolle, die bei einem Sachbuch möglich wäre. Das Spektrum des Buches reicht von literarischen Vampirinnen und Vampiren wie Carmilla und Dracula über historische Persönlichkeiten wie Vlad Țepeș bis zu den modernen »lebenden Vampiren« unter solchen exotischen Erscheinungen wie Psivamps oder Energie- und Cybervampiren. Als kleiner Überblick und leichter unterhaltender Lesestoff ist das Buch gut geeignet, sofern man bereit ist, bei einzelnen Punkten nachzurecherchieren. Manche Behauptungen sind fragwürdig, sie werden nicht selten in den Raum gestellt, ohne Belege oder Begründungen. Manches wird durch die Verkürzung zumindest nicht mehr ganz korrekt, wenn nicht gar falsch. Als ernsthaftes Sachbuch ist dieses Werk daher leider nicht geeignet (und wohl auch nicht gemeint), wohl aber als unterhaltsame Einführung für Nicht-Fachleute in ein faszinierendes Thema.
Der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke, gerne auch bei den Vampirologen aktiv (Bild 2003 und Bilder 2005), hat ein neues Buch geschrieben, in dem er einiges über die wissenschaftliche Arbeit und viel über meist ältere Kriminalfälle erzählt. (Der Untertitel täuscht da ebenso wie der Werbetext des Verlages, in dem Benecke als Kriminologe vorgestellt wird.) Insgesamt ist das Buch leider etwas enttäuschend; Benecke plaudert mehr, als dass er intensiv informiert, viele der Informationen sind nicht neu, manches ist einfach abgeschrieben aus älteren Berichten. Manchmal wünsche ich mir während des Lesens, Benecke hätte ein/e erfahrene/r Autor*in oder Lektor/in zur Seite gestanden, um inhaltlich wie formal zu straffen. Dennoch ist das Buch einigermaßen informativ und ganz unterhaltsam.
Aus der Sicht der Vampirologie ist das Buch wegen des ersten, längsten Kapitels durchaus empfehlenswert; es ist überschrieben: »Vampirverbrechen, Kannibalen und eine Vergewaltigung« (der etwas reißerische Duktus ist typisch für das Buch). Als umfassender Überblick über die Kriminalgeschichte der Verbrechen, die kannibalistisch oder vampiristisch eingeordnet werden, ist dies zwar nicht ausreichend, dazu beschränkt sich Benecke zu sehr auf ausgewählte Fälle. Doch als essayistische Einführung ins Thema ist das Kapitel für die, sich damit noch nicht gut auskennen, empfehlenswert, und auch für Fachleute ist der eine oder andere Aspekt interessant. Beneckes Buch kann also durchaus eine Bereicherung sein für eine Vampir- wie für eine Krimibibliothek.
Dies
ist eines der besten Bücher über Vampire, das mir in den letzten Jahren
untergekommen ist, und seit dem Werk von Völker und Sturm das beste im deutschsprachigen Raum. Sicher hängt dies damit zusammen,
dass hier nur arrivierte Wissenschaftler/innen
schreiben, Menschen, die nicht nur genau wissen, was und worüber sie schreiben,
sondern dies auch gut vermitteln können.
in dieser kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Phänomen
Vampir werden Funktionen und Strukturen der Vampirthematik interdisziplinär
untersucht, sauber recherchiert, quellen- und zumindest teilweise auch genderorientiert.
Das Spektrum reicht von historischen und ethnologischen Berichten über
medizinische und kriminologische Aspekte bis zu mehr oder weniger populären
literarischen Quellen. Der Schwerpunkt liegt dabei, wie der Untertitel andeutet,
auf der Untersuchung von Formen
der direkten und indirekten Verarbeitung und Umschreibung des Vampirphänomens
in Texten und Medien.
Man muss den Autor*innen nicht in allen Punkten zustimmen, um von dem Buch begeistert
zu sein. So bin ich nicht der Auffassung, dass sie wirklich die Vampirdiskurse
»von ihren Anfängen bis zur Gegenwart« untersuchen. Denn ich bin nicht der Auffassung des von mir sehr geschätzten
Marco Frenschkowski, der den Begriff Vampir doch sehr eng auslegt und so auf
den slavischen Vampir und dessen Nachkommen reduzieren will (in
»Keine spitzen Zähne. Von der interkulturellen
Vergleichbarkeit mythologischer Begriffe: das Beispiel des Vampirs«).
Anders als Frenschkowski sehe ich einer weitergefassten Begrifflichkeit eher
Chancen für weiterführende Untersuchungen als Einschränkungen.
Es ist hier nicht der Raum, ausführlich auf alle Kapitel dieses Buches
einzugehen. Nur soviel: Sehr ausführlich und allgemein sind die Ausführungen
von Julia Bertschik und Christa Tuczay (Einleitung) und Clemens Ruthner (Untote
Verzahnungen. Prologema zu einer Literaturgeschichte des Vampirismus). Zwei Kapitel sind ebenfalls allgemeiner gehalten: Vom ȟblen
Geist«; zum »Vampier«: Die Darstellung
des Vampirs in den Berichten österreichischer Militärärzte zwischen
1725 und 1756 von Peter Mario Kreuter ist besonders interessant vor dem
Hintergrund der Entstehung der »Vampirhysterie« im frühen 18. Jahrhundert, und der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke
stellt in Vampire unter uns: Jugendliche Vampirsubkulturen aktuelle
Vampirrezeptionen in Form von Lebensweisen vor uns schlägt damit den Bogen
ins 21. Jahrhundert. Einige Kapitel sind besonders stark gender-orientiert,
so Phantasmen der Niederlage. Über weibliche Vampire und ihre männlichen
Opfer um 1900 (Hans Richard Brittnacher) und »...
es ist überhaupt gar nichts da«. Strategien der Visualisierung
und Entvisualisierung der vampirischen Femme fatale (Ingrid Cella).
Die übrigen Kapitel beschäftigen sich mit speziellen Themen, die wohl
nicht immer für alle, aber doch für die jeweils daran Interessierten
sehr spannend sind: »... swem er den tôt getuot,
dem sûgents ûz daz warme bluot«. Wiedergänger,
Blutsauger und Dracula in deutschen Texten des Mittelalters (Christa Tuczay),
Historische Hintergründe: Der Aufstieg der Vampire im Habsburgerreich
des 18. Jahrhunderts (Gábor Klaniczay), Wiedergängerische
Texte: Die intertextuelle Vernetzung des Vampirmotivs in E.T.A. Hoffmanns »Vampirismus«-Geschichte
(Silke Arnold-de Simine), »Und der Verdammte bist
du allein!« Vampire in der deutschen Oper (Karin Lichtblau),
Von Vampiren und anderen Degenerierten. »Dracula«
im Kontext moderner Entartungsdiskurse (Michaela Wünsch), Bluterguß
der Seele«". Diskursformen vampiristischer Ökonomie in
der Zwischenkriegszeit (Julia Bertschik), Die Transformation des Trivialen
oder: H.C. Artmanns vampiristische Postmoderne (Michael Schmidt), Digitale
Vampire. Zur literarischen Aneignung des Vampirs im Computerspiel »Legacy
of Kain« (Stefan Pattis und Rainer Sigl).
Alle paar
Jahre legt Norbert Borrmann, promovierter Geisteswissenschaftler (Kunstgeschichtler
und Historiker), ein Buch vor, das sich tiefschürfend mit einem bestimmten
Aspekt des Grauens beschäftigt. Nach Darlegungen über Vampire (Vampirismus
oder die Sehnsucht nach Unsterblichkeit) und über Frankenstein legt er
nun eine umfangreiche Studie vor über Orte des Schreckens. Anders, als man
zunächst vermuten könnte, handelt es sich hier nicht um eine Aufzählung
oder Darstellung mehr oder minder bekannter Plätze oder Bauten. Borrmann
untersucht vielmehr die Gründe, warum bestimmte Örtlichkeiten oder Räume
in und Grauen oder Angst hervorrufen (können) und warum sie gerne in Literatur
und Film auch adäquat eingesetzt werden.
In einer kurzen, aber gründlichen Einführung erläutert
Borrmann, warum uns Örtlichkeiten Angst und Schrecken einjagen können.
Manchmal bleibt er dabei ein wenig oberflächlich, reißt Themen an oder
stellt Hypothesen vor, ohne diese weiter zu erläutern. Seine Darstellung
etwa von »Orten der Kraft« ist nicht überzeugend, er referiert
Behauptungen ohne Belege. Dies gilt für das gesamte Werk; immer wieder werden
Sachen behauptet, die zumindest hinterfragt werden können. Wenn man
aber mit der gebotenen Vorsicht herangeht und das Buch eher als Sammlung interessanter
Aspekte und literarischen Essay denn als Sachbuch liest, also weder unbedingt
absolute Tatsachentreue erwartet noch umfassende Komplettheit, ist dies ein sehr
lesenswertes Buch.
Borrmann beschränkt sich nicht auf Orte im engen Sinn
von Örtlichkeit. Diese behandelt er in einem ersten Teil, »Diesseitige
Orte des Schreckens«, der von Industrielandschaften über Schlachthaus
und Anatomiesal, Tatort und Hinrichtungsplätze, Schlachtfeldern und Konzentrationslagern
bis ins Weltall führt. Es folgen die »Schrecken aus dem Zwischenreich«:
Sodom und Gomorrha, Labyrinth und Spukhäuser, Blocksberg und magische
Zirkel, aber auch Spiegel und Virtual Reality. In einem letzten Teil werden die
jenseitigen Orte4 des Schreckens behandelt: Totenrecih, Fegefeuer, Hölle
– und das Nichts.
Ich vermisse einige Aspekte und Überlegungen, vor allem
aus dem literarischen Bereich. Und mir ist manches zu essayistisch, oft auch zu
wenig hinterfragt. Dennoch kann ich dieses Buch sehr empfehlen, sowohl zur unterhaltsamen
wie auch zur anregenden Lektüre, denn es liefert doch viele Ideen und Aspekte
und auch manches interessante Detail.
Endlich
ist es gelungen: ein wenigstens in großen Teilen glaubwürdiges, seriöses
und gut gelungenes Werk über den Vampirismus. Norbert Borrmann, promovierter
Geisteswissenschaftler (Kunstgeschichtler und Historiker), hat eine umfangreiche
Fleißarbeit vorgelegt, die wirklich fast alles, was zum Thema zu sagen ist,
zumindest anreißt. Da werden Filme genauso behandelt wie die mythologischen
Grundlagen des Vapirismus, die wichtigsten historischen Gestalten kommen ebenso
vor wie die einschlägigen Massenmörder – ein Buch, das sich spannend
liest und trotzdem viel Wissenswertes vermittelt.
Natürlich habe ich als Fachmann Kritik in Einzelpunkten
anzumelden: So fehlen viele wichtige Filme und vor allem (neuere) Bücher,
Aspekte der modernen populären Kultur wie Rollenspiel
und Wave/Gothic kommen nicht vor, und die physiognomische
Interpretation von »Vampiren« wie Haarmann oder Hitler halte ich für
verwegen.
Vor allem aber ist der grundlegende Ansatz, Vampirismus als
»Archetyp« zu betrcahten, zumindest fragwürdig, auch wenn ich
seit Jahren die Auffassung des Autor teile, »im heutigen allgemeinen Sprachgebrauch
kann das Wort auf jede Form von parasitärer und raubtierhafter Existenz hinweisen,
gleichgültig ob damit ein widernatürlich weiterlebender Untoter gemeint
ist oder ein äußerst diesseitiges und vitales Ausbeuternaturell«.
Doch dies ist, wie Borrmann richtig anmerkt, ein seit Voltaire
eher politischer Aspekt; seine Schlußfolgerung
im biologischen Bereich geht mir als Evolutionstheoretiker und Biologen einfach
zu weit: »Das Vampirprinzip durchzieht unser aller Leben und darf als Grundexistenzform
allen organischen Lebens gelten. Im Regelfall befindet es sich in einem Gleichgewicht
zwischen aussaugen und ausgesaugt werden und ist in dieser Form nicht zerstörerisch,
sondern lebensspendend. Diesem organischen, mehr ›weiblichen‹ Vampirprinzip steht
das destruktive, mehr ›männliche‹ Vampirprinzip gegenüber, das nicht
mehr dem Überleben dient, sondern zu einer enthemmten Einverleibung
fremden und anderen Seins gerät.«
Mir ist die Auffassung von weiblich und männlich zu altmodisch
und widerspricht zudem den Erkenntnissen sowohl der Soziobiologie wie der Genderforschung.
Doch da Borrmann der Versuchung widersteht, alles im Lichte dieser seiner Grundüberzeugung
darzustellen, bleibt das Buch erfrischend objektiv und wirklich hervorragend recherchiert.
Leider hat der Verlag dieses Niveau nicht ganz gehalten: Im
umfangreichen Anmerkungsapparat wie auch im Literaturverzeichnis fehlen wichtige
Eintragungen bis hin zu zitierten Werken – ein Manko, das den wissenschaftlichen
Wert des Werkes etwas mindert (in der Neuauflage 1999 zumindest zum Teil behoben).
Ansonsten ist das Werk rundum empfehlenswert: Wer sich für
das Thema interessiert, muss es eigentlich gelesen haben!
Wie wichtig
das Blut als Lebenssaft, als Mythos und Symbol ist, ist schon lange bekannt
und habe ich selbst in meinem »Lexikon
rund ums Blut« ausführlich erarbeitet und dargelegt. In Frankfurt
wurde dies vom November 2001 bid Januar 2002 in einer wunderschönen Ausstellung
in der Kunsthalle Schirn und im Museum für angewandte Kunst dargestellt.
Der Direktor des Museums für angewandte Kunst, James M. Bradburne, hat
einen wunderschönen Katalog zu dieser Ausstellung geschaffen, der zugleich
ein eigenständiges Werk zum Mythos des Blutes und eine der umfangreichsten
Betrachtungen zu diesem Thema ist. In dem großformatigen Buch behandeln
15 Autorinnen und Autoren Themen wie »Das Blut der Zaren«, die Entdeckung
des Blutkreislaufes, das Opferblut bei den Maya, Transfusion, Genetik und Gentechnik,
Blutkrankheiten, den Mythos um das Blut Christi und das Blut in der früheren
und zeitgenössischen Kunst.
Die zahlreichen Abbildungen (schließlich ist es auch ein Ausstellungskatalog)
machen das Buch zu einem auch sehr unterhaltsamen werk, in dem man gerne blättert
und schmökert. Allen, die sich wirklich für die Themen Blut
oder Vampire interessieren, sollte dieses herrliche Buch seine 49,95 Euro wert
sein.
Fazit: Für Fachleute nicht uninteressant wegen der gründlichen Behandlung der mythologischen und ethnologischen Grundlagen und zur Anregung, zum gedanklichen Querverbindung – man muss die Informationen halt in der Regel hinterfragen. Alle anderen sollten die gut 40 Mark lieber anders anlegen.
»Der neueste Dracula von Francis Ford Coppola (1993) gefällt mir nicht besonders. Er ist unbestreitbar technisch hervorragend gemacht und schwelgt in einem wahren Bilderrausch, auch die schauspielerischen Leistungen können sich sehen lassen. Es gibt immer wieder faszinierende Szenen mit oft auch originellen Ideen (der alte Dracula in seinem Schloß und dessen Schatten etwa). Doch ist mir der Film in vielen Punkten zu unlogisch und hält sich zuwenig an seine eigenen Voraussetzungen – Fantasy darf alles, doch wenn sie gut sein will, muss sie sich an die selbstgeschaffenen Bedingungen halten und in sich stringend und schlüssig sein! (...) Dass Coppola und die Werbung den Film als Bram Stokers Dracula verkaufen und behaupten, dem Original so nah wie möglich zu kommen, ist zumindest ärgerlich; zwar hält sich Coppola bei der Personenzuordnung so eng an das Buch wie kein anderer Film, den ich kenne, doch sind die Figuren in ihrer Anlage oft anachronistisch, die (Liebes-)Geschichte ist eine in wesentlichen Punkten andere – und dass der Vampir einen Schatten hat und gar bei Tag rumläuft, ist Anti-Stoker pur... Trotz dieser und weiterer Kritikpunkte halte ich Coppolas Film für einen der besten Dracula-Filme, den ich kenne – doch angesichts Coppolas eigenem Anspruchs und des enormen Aufwandes ist er für mich eine Enttäuschung. Coppola hat eine Riesenchance vertan.« So schrieb ich in meinem Buch »... wie schmelzen deine Blätter«. Nun ist das Drehbuch – mit Ergänzungen – zum neuesten Dracula-Film auf dem Markt, und ich bleibe bei meiner Meinung. Der Regisseur bestätigt sie zum Teil sogar in seinen Anmerkungen. Es ist, wie der Film auch, nicht allzugut recherchiert, z. B. bzgl. Vlad Țepeș, bietet aber doch einen ersten Einblick in die Thematik und ist für Fans des Films sicher ein Genuß.
Dieses
Buch des englischen Filmkenners und Krimiautors Basil Copper gehört seit
seinem Erscheinen 1972 zu den interessantesten Sachbüchern zum Thema Vampirismus,
und es war auch eines der ersten ausführlicheren und ernst zu nehmenden
modernen Werke. Es sollte in keiner Bibliothek von am Thema Interessierten fehlen.
Dem Festa-Verlag gebührt das Verdienst, das Buch erstmals ungekürzt
in Deutsch zugänglich gemacht zu haben; Malte S. Sembten ist zu loben nicht
nur für die gute Übersetzung, sondern auch dafür, dass er Fehler
aus dem Original korrigierte. Den einzigen Kritikpunkt habe ich an dem 24-seitigen
Nachwort von Uwe Sommerlad, in dem er die Geschichte der Vampire in Literatur
und Vampire seit dem ersten Erscheinen des Buches erläutert. Es ist dies
ein wirklich schöner Essay, der aber leider zu viele Lücken aufweist
und manchmal allzusehr die persönlichen Vorlieben des Autors erkennen lässt.
Sehr nützlich sind die Auswahlbibliografie und das umfassende Register.
Coppers Themen sind weit gespannt: vom VAMPIR IN DER LEGENDE über den VAMPIR
IN DER LITERATUR (Polidori, Stoker und moderne AutorInnen) und den VAMPIR IN THEATER UND FILM (von »Nosferatu«
bis zum »Tanz der Vampire«) bis zum
VAMPIR IN DER WIRKLICHKEIT (über »lebende
Vampire« wie Fritz Haarmann und John George Haigh).
Dennoch fehlt einiges, etwa Musik und Oper, aber auch die politischen
Aspekte des Vampirismus, wie sie schon bei Voltaire aufscheinen. Natürlich
gibt es zeitbedingt einige Phänomene rund um den Vampirismus, die Copper
nicht behandeln konnte, die Gothic-Szene ebenso wie das moderne Musical,
auch konnte er 1972 weder die medizinisch-biologischen
Gründe für den Vampirismus so gut kennen wie wir heute noch die
mythologischen und historischen Hintergründe. Davon abgesehen, bleibt
Coppers Buch eines der Standardwerke zum Thema und ist unbedingt lesenswert.
Das Buch gewann 2005 den NYCTALUS in der Rubrik Sekundärliteratur.
Das Verhältnis Kirche – Staat – Religion ist aus verschiedenen Gesichtspunkten interessant, gerade in unserer Zeit, in der Fundamentalismen aller Art immer mehr die Politik bestimmen und auf der anderen Seite der Staat immer mehr in die positive wie negative Religionsfreiheit eingreift und dies oft auch ganz pragmatische Konsequenzen hat – man denke an die Diskussionen um den Bau von Moscheen odeer das Kopftuchverbot, die Erlaubnis des Schächtens, aber auch das Kruzifixurteil von 1995. Da ist es sehr erfreulich, dass Gerhard Czermak mit seinem Lexikon eine wahre Fundgrube an Argumenten und Informationen liefert.
Warum stellke ich dieses Lexikon vor im Vampirjournal? Aus zwei Gründen: Zum einen haben der Glaube und/oder kirchliche Regeln schon immer starken Einfluss gehabt auf die Entwicklung des Volksglaubens, auch der Vampirmythologie. Und manchmal tun sie das noch heute. Zum anderen nimmt in unserer Gesellschaft der Einfluss aller möglichen Glaubensrichtungen zu, und egal, ob man einer angehört oder eher die säkulare Richtung vertritt, als Agnostiker/in oder Atheist/in: Eine gute Informationsquelle scheint mir sowohl zur eigenen Meinungsbildung wie zur Argumentation notwendig. Und die liefert dieses hervorragend recherchierte, wissenschaftlich exakte und trotzdem verständlich geschriebene Lexikon.
Zudem räumt es mit vielen Vorurteilen auf, die die meisten von uns hegen dürften, etwa dem, dass es in Deutschland tatsächlich eine saubere Trennung von Kirche und Staat gebe oder dass die BRD ähnlich säkular wie Frankreich sei. Trotz der auf den ersten Blick weltanschaulich-religiösen Neutralität unserer Verfassung verfügen die beiden großen Kirchen über zahlreiche Privilegien und erheblichen politischen Einfluss, obwohl sich heute mindestens ein Drittel der Bevölkerung als nicht religiös oder konfessionsgebunden versteht. Beispiele sind Staatsleistungen wie der Kirchensteuereinzug oder die Finanzierung von Lehrstühlen, über deren Besetzung aber die Kirchen im Wesentlichen entscheiden, die Regelung, dass man den Kirchenaustritt persönlich beim Amtsgericht oder Standesamt vornehmen (und auch noch dafür bezahlen!) muss und natürlich die Privilegierung der Kirchen und teilweise auch anderer Religionsgemeinschaften beim Religionsunterricht. Die Auseinandersetzungen um Kreuze in Klassen- und Behördenräumen dauern trotz des Kruzifixurteils von 1995 an. Die Neutralität des Staates ist eher eine Chimäre, wie Czermak immer wieder zeigt. Dabei führt er ausfühlrich und fair die widerstreitenden Auffassungen mit Mehrheits- und Minderheitenmeinungen auf, das macht das Buch so nützlich wie wertvoll. Es sollte in keiner Bibliothek fehlen, bei der es um Religion, Weltanschauung, Mythos oder auch Esoterik geht, es ist ein Muss für Lehrkräfte wie interessierte Eltern, Schreibende wie Forschende, erfahrene Fachleute wie jene, die sich erst einmal ein Bild machen wollen. Mein Tipp: kaufen und lesen!
Rainer Delfs, Michael Mette: Das John-Sinclair-Lexikon, 992 S., Bastei-Lübbe-Taschenbuch, 1997
Die
Serie um den Dämonenjäger John Sinclair ist eine der erfolgreichsten
Heft- und Taschenbuch-Serien; fast 1.500 Romane um den Oberinspektor von Scottland
Yard, »Sohn des Lichts«, »Erben des Kreuzes« und was
der Titel mehr sind, hat Helmut Rellergerd, besser bekannt unter seinem Pseudonym
Jason Dark, seit 1973 verfasst. 1997 kam der erste John-Sinclair-Film ins
Fernsehen, weitere Filme sind geplant, und auf RTL lief 2000 eine mittelmäßige
Fernsehserie. Auch Hörspiele gibt
es.
Die Serie ist so erfolgreich u.a. deshalb, weil der Autor
seine eigene Welt schafft. Man muss sich darauf einlassen, dass bekannte
Mythen, Monster und Dämonen ebenso zurechtgebogen und neu interpretiert
werden wie religiöse oder literarische Gestalten und Topoi, seien es Lilith
oder Merlin, Luzifer oder die Erzengel, Vlad Dracul oder Osiris. Wenn man bereit
ist, das Spiel mitzuspielen, gewinnt es seinen eigenen Reiz, hat der Autor einen
ungewöhnlich umfangreichen Fundus zu bieten an Ideen, Figuren und Geschichten.
Für alle John-Sinclair-Fans ist dieses Lexikon, das
mit fast 1.000 Seiten für nur 15 Mark enorm viel bietet für das Geld
– ein alphabetisches Lexikon, Inhaltsangaben aller Romane, eine Liste aller
Titel und IllustratorInnen – ein Muß und ganz sicher auch ein Vergnügen.
Aber auch für Leute, die noch keiner der Romane gelesen
haben oder sie nicht mögen, kann es unterhaltsam und nützlich sein.
Vampirfachleute erhalten viel Information über das, was man aus dem Genre
alles noch so rausziehen kann an obskuren Ideen – etwa 20% aller Bände
haben mit Vampiren zu tun –, dasselbe gilt für Fachleute etwa für
Dämonen oder Hexen – alles nicht ernstzunehmen, aber amüsant.
Eine Fundgrube ist das Lexikon für alle, die Rollenspiele
leiten – eine solche Menge an verwertbaren Plots für so wenig Geld bekommt
man meines Wissens sonst nirgendwo.
Und schließlich ist das Lexikon einfach ein amüsantes
Lesevergnügen.
Ein auf authentisches gemachtes Handbuch mit nachträglichen Notizen und Anmerkungen (leider teilweise schwer lesbar), das die wichtigsten Informationen über Vampirmythen zusammenfasst: Es wird erklärt, »Was ist ein Vampir?« (Historie und Literatur), wie man Untote identifizieren und finden kann (und auch andere Wesen der Nacht wie Werwölfen, Zombies und Dämonen) und schließlich, wie man sich schützen und wie man Vampire beseitigen kann. Liebevoll gestaltete Details wie Holzschnitte, Zeichnungen, scheinbare Gebrauchsspuren, Blut- und Wachsflecken machen dieses vorgeblich echte Sach- und Handbuch zu einem kleinen Schatz vor allem für interessierte Kinder und Jugendliche. Wer sich schon mehr mit dem Mythos und/oder der Literatur beschäftigt hat, wird wenig Neues erfahren, aber vielleicht einfach den Gag genießen. Als schmuckes und informatives Geschenk für Jugendliche und Erwachsene, die man für das Thema begeistern möchte, eignet sich das Bändchen auf jeden Fall bestens!
Es war nur eine Frage der Zeit, bis es auch über Sookie Stackhouse, die gedankenlesende Kellnerin aus der Vampirreihe von Charlaine Harris, ein Nachschlagewerk geben würde. Das (nicht nur) von der Autorin der Buchreihe geschriebene Werk ist eine ganz nützliche Ergänzung vor allem für Leser/innen der Bücher, ein wenig auch für das Publikum der Fernsehserie. Dieses allerdings findet sich ein wenig hinter der Zeit, da das Buch in den USA bereits 2011 veröffentlich wurde. Daher geht Produzent und Ideenlieferant Alan Ball in »Mittendrin in ›True Blood‹« (10 S.), in dem er Fragen zur Serie beantwortet, auch nur auf ide ersten zwei Staffeln ein, erläutert zwar einiges zu seiner Motivation und seinen Absichten, aber bleibt doch vage. Und besonders in Hinblick auf die folgenden Staffeln, bei denen die Abweichungen zu den Büchern doch immer erheblicher werden, erfährt man leider nichts. Vage sind auch oft die Antworten auf ausgewählte Fan-Fragen an Harris (15 S.); beide Texte lohnen den Kauf des Buches nicht.
Anders sieht es aus mit den Sachinformationen, die sich alle auf die Bücher beziehen: Es gibt eine Karte von Bon Temps und Umgebung und Sookies Familienstammbaum, eine Zusammenfassung der Kurzgeschichten um Sookie mit chronologischer Anordnung und eine Erläuterung der wichtigsten nichtmenschlichen Wesen durch Sookie, vor allem aber einen größeren lexikalischen Teil, in dem alle wichtigen Personen und nahezu alle Orte aufgenommen und ausführlich erläutert sind (235 S.). Die einzige Kritik, die ich an diesem Teil habe, ist das Fehlen von Verweisen bei den Personen von den Vor- auf die Nachnamen. Wer nicht im Kopf hat, dass der Vampir Victor mit Nachnamen Madden heißt oder die Vampirkönigin Sophie-Anne unter ihrem Vornamen sucht statt unter Leclerq, hat Schwierigkeiten, muss entweder in den Büchern suchen oder in Texten im lexikalischen Teil, in denen der Nachname vielleicht auftauchen könnte. Das Nachschlagewerk wäre erheblich besser, wenn zumindest bei den bekannten und/oder wichtigen Personen, die in den Büchern ja meistens mit Vornamen erwähnt werden, dieser angegeben worden wäre mit einem Verweis auf den Nachnamen. Aber alleine dieser Teil des Buches rechtfertigt schon den Kauf.
Ob man das nahezu 20-seitige Quiz mag, das nur ziemlich simple Fragen beinhaltet, oder die fast 40 Seiten mit Kochrezepten, ist Geschmachssache, sicher werden sie vielen gefallen. Allerdings hätte der Verlag gründlicher bei der Übersetzung sein können; in Deutschland ist es bspw. nicht üblich, in einem Rezept »Wasser, vorzugsweise gefiltert« zu schreiben, das ist bei unserer Trinkwasserqualität nicht nötig. Man kann dies aber unter der Rubrik »unfreiwillige Komik« verbuchen.
Die lange Kurzgeschichte (oder der Kurzroman, 120 S.) »Eine Hochzeit in der Kleinstadt« ist lesenswert. Schon wegen ihr und den Nachschlagemöglichkeiten sollte das Buch in keinem Bücherschrank oder -regal von Sookie-Fans fehlen.
Markus
Heitz gilt nach seinem Epen über Ulldart und vor allem »Die Zwerge«
als einer der erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Leider entwickelt sich
der 1971 geborene Saarländer inzwischen ein bisschen zum Vielschreiber,
der nun alle möglichen Themen anreißt und abgrast, darunter auch die Vampire. In diesem Bereich kann er zumindest iauf gute Kenntnisse
zurückgreifen, wie er selbst in
einem Interview in der Zeitschrift NAUTILUS (Nr. 32, 11/2006) erklärte:
Vampire seien schon immer sein »Spezialgebiet« gewesen – und
das kann er auch belegen, er hat schließlich seine Magisterarbeit zum
Thema «Historischer Vampirismus« geschrieben.
Heitz kennt sich also mit Vampirismus aus und mag Vampire. Allerdings hat er manchmal unorthodoxe Ansichten, so behauptet er etwa im Nachwort zu seinem Roman Kinder des Judas, es sei ab 1770 um die
Vampire sehr ruhig geworden, bis Stoker seinen Roman Dracula geschrieben habe. Literarisch
war das 19. Jahrhundert eine Hochzeit der Vampirliteratur. Heitz selbst erwähnt
in einem Interview Coleridge (Christabel, 1800), Kleist (Penthesilea,
1808) sowie Polidori (Lord
Ruthven, »Der Vampyr«, 1819). Erst 1872 mit »Carmilla« von Sheridan Le Fanu, die schon damals als ein Höhepunkt
der Vampirliteratur aufgefasst wurde, setzte tatsächlich eine Pause von
ca. fünf Jahrzehnten ein, in der es wenig Vampirliteratur gab und die mit dem Erfolg
von Stokers Roman als Theaterstück (ab 1925 in London) und Film (1922 »Nosferatu
– Eine Symphonie des Grauens«) endete. Eine
solche Schludrigkeit ist leider manchmal typisch für Heitz’ Romane – und auch für dieses Sachbuch!
Laut Aussage des Autors soll dies gar kein echtes Sachbuch sein, sondern ein spannendes und witziges Buch, ein »Lach- und Sachbuch«; er erhebt keineswegs den Anspruch auf enzyklopädisches Wissen. Diesen Anspruch erfüllt das Buch durchaus, man darf es halt nicht allzu ernst nehmen. Als nette kleine Anekdotensammlung ist es durchaus geeignet. Für meinen Geschmack zieht Heitz vieles zu sehr ins Lächerliche; es gibt für mich einen Unterschied zwischen amüsanter Darstellung und nicht ernstnehmender oder wertschätzender Betrachtung. Die meisten Informationen im Buch durften den Menschen, die sich schon länger mit Vampiren beschäftigen, bekannt sein, einiges erläutert Heitz allerdings sehr genau, und er stellt beispielsweise bei den Abwehrmaßnahmen zahlreiche Varianten vor. Als Einführung für Unwissende ist das Buch nur begrenzt geeignet, dazu fehlen zu viele wichtige Aspekte, aber als Einstieg ins Thema zumindest unterhaltsam. Es ist er ein Buch für Menschen, die Marcus Heitz und seine Romane mögen und hier seine Haltung zu Vampiren erkennen können. Für Menschen, die sich mit Vampiren auskennen, ist es einfach eine amüsante Ergänzung.
Vampire im
Film, das ist eindeutig der Schwerpunkt dieses Buches, auch wenn der Titel anderes
suggeriert. Das ist aber kein Wunder: Der Autor, 1957 in Dortmund
geboren, ist bekannt als Kenner des phantastischen Films und kann auf zahlreiche
Veröffentlichungen in Fachzeitschriften sowie Bücher über Horrorfilme
und Zombies zurückblicken. Man sollte also nicht zu viel erwarten an literarischer,
historischer und mythologischer Spurensuche, eher ein umfangreiches Geplaudere
über Vampirfilme, über Fakten genauso wie über Anekdoten und
Histörchen. Dies klingt schon in der Verlagswerbung an: Das Buch ist demnach
»... ein unterhaltsames Leseabenteuer in einer Welt voller seltsamer Begebenheiten,
farbiger Legenden vergangener Zeiten und moderner Filmwerke«. Das Spektrum
ist weit und das Buch im Prinzip chronologisch geordnet, wie dem Inhaltsverzeichnis
(leider auch nur dem) zu entnehmen ist: Nach den Vampiren in Legende und Geschichte
und einem Überblick über »Literarische Ursprünge bis zum
Zeitalter des Stummfilms« geht es über Bram Stokers Dracula, die
Universal, die »Poverty Row«-Horrorfilme und die britischen Vampirfilme
zu den 70er-Jahren (»Erotische Vampire«), den 80ern (»New
Wave«) und am Ende zur »Renaissance des neo-gotischen Vampirs«
und Ang Aswang.
Zum Schmökern ist das Buch bestens geeignet (und auch unterhaltsam), auch,
um Hintergrundinformationen zu erlangen oder den Inhalt einzelner Filme zu erfahren.
Deshalb ist das Buch auch spannend und für Vampir-(Film-)Interessierte
durchaus empfehlenswert, nicht zuletzt, weil man ja keineswegs mit dem Autor
übereinstimmen muss in der Bewertung der Filme (mit der er sich nicht zurückhält)
und so herrlich mit sich selbst diskutieren kann.
Leider aber gibt es einen großen Nachteil: Es ist fast unmöglich,
gezielt etwas zu finden! Es gibt nämlich kein Register – zumindest
eines der Filmtitel hätte der Verlag spendieren sollen! –, die Titel
sind im laufenden Text nur mit Versalien hervorgehoben (lebende Kolumnentitel
wären auch eine schöne Möglichkeit gewesen), und oft hält
sich der Autor nicht an die Chronologie. Und wenn ein Verweis auf einen anderen
Film erfolgt, ist der wiederum nicht zu finden, gibt es doch kein Register und
keine klare Chronologie ... dafür zwar jede Menge Fußnoten, aber
eine mit einem Seitenverweis suche ich vergeblich.
Schade! In diesem Buch stecken viel Arbeit und viel Wissen – aber leider
wenig Wissenschaftliches, was bei einem Verlag wie Peter Lang (und dem Preis
von 48,00 Euro) doch zu erwarten wäre. Die Bibliografie ist kurz und lässt
einige Standardwerke vermissen, und die filmografischen Informationen zu den
einzelnen Filmen sind oft dürftig. Hinzu kommt manchmal eine mangelnde
Aktualität. So verweist Klewer zwar auf die zwei alten Verfilmungen
von »Ich
bin Legende«,
erwähnt aber nicht das schon seit längerem geplante Remake
mit Will Smith.
Und warum Klewer manchmal nur die englischen Namen von Filmen verwendet, die
auch in Deutschland zu sehen waren, ist mir ein Rätsel. »Wisdom of
the Crocodiles« ist keineswegs der »Geheimtipp«, als den er
den Film bezeichnet. »Die
Weisheit der Krokodile« ist auf Deutsch(!) als Video seit 2000 und als DVD seit 2002 erhältlich,
und ich habe den Film bereits 1998 in meine Liste innovativer und empfehlenswerter
Vampirfilme aufgenommen ...
Vielleicht spendet der Verlag der nächsten Auflage ein taugliches Register,
dafür könnte man ruhig auf die 13 Seiten Verzeichnis der »10
wichtigsten Vampirfilme« verzichten. So wie es jetzt vorliegt, kann ich
das Buch als Ergänzung einer Vampirbibliothek und zum Schmökern durchaus
empfehlen, daher auch die hohe Bewertung mit 4 Blutstropfen. Zum Arbeiten und
Recherchieren ist dieses fast schon belletristisch geschriebene geschriebene
Sachbuch(!) leider nur bedingt geeignet. Ob das Vergnügen den hohen Preis
wert ist, ist die zu treffende Entscheidung.
Wie man geschickt Information und Wissensvermittlung mit Unterhaltung verbindet, zeigen die beiden renommierten Autoren aufs Beste. Das schön gestaltete und sorgfältig gemachte Buch bietet eine Mischung aus Mythen, geschichtlichen Überlieferungen und harten Fakten, ergänzt um alte Zeichnungen und Bilder. Wer sich schon intensiver beschäftigt hat mit den Tieren und Fabelwesen, die hier vorgestellt werden, wird kaum etwas Neues erfahren. Doch für diese ist das Buch nur in zweiter Linie gedacht. Es richtet sich an ein breites Publikum und liefert eine brillante Einführung und einen hervorragenden Überblick über Fledermäuse und Vampire, Werwölfe und Osterhasen, Einhörner und Drachen, Schweine und Füchse, Ratten, Kröten und Frösche sowie Insekten und Vögel. Auch Fachleute können das Buch mit Genuss lesen – und diskutieren über so manche etwas gewagte These oder die eine oder andere fragwürdige Interpretation. Leider ist das Literaturverzeichnis etwas kurz geraten, und ein Register wäre eine schöne Ergänzung. Dies tut aber dem guten Gesamteindruck keinen Abbruch: Es ist ein rundum empfehlenswertes Buch.
Karsten Prüßmann: Die Dracula-Filme – Von Friedrich Wilhelm Murnau bis Francis Ford Coppola, Heyne-Verlag, 1993, 288 S., zahlreiche Fotos
Derzeit herrscht mal wieder ein Vampir-Boom, zumindest im Film – dies scheint ein 20-Jahres-Phänomen zu sein: Vampirfilme boomten in den 30ern, den 50ern, den 70ern – und jetzt in den 90ern. Einen schönen Überblick über die wichtigsten Vampirfilme gibt ein ganz neues Buch von Karsten Prüßmann, das nicht nur die Daten präsentiert, sondern auch Hintergründe. Viele schöne Fotos ein ausführliches Register und ein Literaturverzeichnis machen dieses Buch fast zu einem Muß für Vampir-Fans.Ein hübsches
kleines Büchlein, in dem die Autorin vor allem Menschen nachspürt,
die in der Vampirszene aktiv oder bekannt sind oder sich gar für Vampire
halten (hier dann meist mit y geschrieben: Vampyre). Dementsprechend machen
die Interviews mit den 8 Männern und 3 Frauen einen großen Teil aus:
28 der 104 kleinformatigen Seiten. Zieht man Literatur- und Filmliste und die
Titelei ab, bleiben 60 Seiten, auf denen die Autorin versucht, die »Struktur
des Mythos« ebenso zu erläutern (wie verschiedene Aspekte der Faszination
des Vampirs (»Zeit besiegen«, »Zeit gewinnen«, »Zeit
überwinden«) und die Bedeutung des Blutes. Als Überblick gelingt
dies ganz gut, muss aber natürlich unvollständig bleiben; so fehlen
etwa Hinweise auf die kulturübergreifende Bedeutung des Aussaugens, und
die Darstellung des Volksglaubens (auf 4 Seiten!) wird durch die Auslassungen
in manchen Punkten in der Tendenz schlicht falsch. Auch kann man über Radkowskys
Interpretation des Vampir-Mythos als sekundärer bzw. »Scheinmythos«
trefflich streiten. Auf die kurzen Überblicke über die literarischen
und cineastischen Vampire hätte die Autorin besser verzichtet: Nicht nur
ist die Auswahl fragwürdig, da nicht begründet (auf persönlichen
Vorlieben beruhend), es haben sich da auch einige Fehler eingeschlichen, sowohl
in den Inhaltsangaben wie in den Erläuterungen. Ich hätte es besser
gefunden, wenn Radkowsky die Interviews ausgeweitet hätte, vielleicht auch
mit Fotos versehen, und vor allem den Teil über »Vampyre, moderne
Vampyr-Liebhaber«, der ja doch das zentrale Thema ihres Buches behandelt.
Von den 16 Seiten sind 5 Zusammenfassungen der Interviews, so bleibt die Darstellung
der modernen »Vampirliebhaber« leider etwas oberflächlich und
manchmal nebulös, und führt der Titel die Interessenten in die Irre.
Wenn in einer Neuauflage der eine oder andere Fehler eliminiert und vor allem
die Behandlung des eigentlichen Themas ausgebaut werden würde, erhielte
das Büchlein von mir vielleicht ein »sehr zu empfehlen«. So
ist es immerhin »lesenswert«.
Das beste Werk
im deutschsprachigen Raum »Von denen Vampiren« erschien erstmals 1968
und ist nun in zwei sehr preisgünstigen ausgaben lieferbar: bei Suhrkamp
als Taschenbuch für 13 Euro und seit 2006 bei Area gebunden für nur
9,95 Euro.
Das Buch beinhaltet einen hervorragenden Dokumentarteil, zwei sehr gute Essays,
ein ausführliches Literaturverzeichnis und viele Geschichten, u. a. von Lord
Byron, Théophile Gautier, E. T. A. Hoffmann, Heine, Tolstoi, Polidori,
Baudelaire, Gogol, LeFanu (»Carmilla«)
und Stoker (»Draculas Gast«).
Schade
drum. Da macht sich ein Londoner Professor so viel Schreibarbeit, und dann kommt
so ein dürftiges Elaborat heraus. Nun ja, laut Verlag schriebt er vorwiegend
für Feuilleton und Radio, und da hat er wohl gedacht, ein Sachbuch könne
man mit ähnlich leichter Hand angehen. Deshalb wahrscheinlich passt das
Literaturverzeichnis auf eine Seite...
Zugegeben, Thorne schildert viele Varianten in Literatur
und Kulturgeschichte, auch bei einigen Völkern. Doch bleibt dies sehr unvollständig,
während er den Eindruck der Vollständigkeit zu erwecken sucht. Einiges
ist falsch, und seine Schlussfolgerungen sind manchmal ganz schön gewagt.
Allzuoft verfällt Thorne einem Reportagestil: nett erzählt, aber mit
wenig Subsatnz oder gar Belegen. Vielleicht ist dies seinem Ziel geschuldet,
den Vampir unbedingt als wesentlichen Teil der Popkultur darzustellen. Deshalb
auch sein wenig effektiver Mischstil, den Thorne im Vorwort so begründet: »Eine Unterscheidung zwischen hoher und Popkultur, zwischen tragisch,
komisch und ernsthaft, zwischen erzählender Literatur, Reisebericht. Essay
und Anthologie ... wird durch die Anwesenheit des Vampirs gänzlich unerheblich.«
Wie schon angemerkt: Schade drum!
Vampirliteratur
gehört je nach Art und Definition mehr oder weniger in Teilen zur Fantasy,
zumindest ist sie ihr verwandt. Auf jeden Fall lohnt es sich für an Vampiren
und der Literatur darüber Interessierte, sich mit Fantasy auseinanderzusetzen.
Denn seit der rapiden Entwicklung in den letzten Jahren, u. a. durch die Herr-der-Ringe-Filme
und Harry Potter, ist Fantasy in Film und Literatur zu einem wichtigen Bestandteil
der Populärkultur geworden. Bisher gibt es allerdings erst eine vergleichsweise
geringe Anzahl theoretischer Betrachtungen und interpretierender Erklärungen,
und die wenigsten davon sind allgemein verständlich.
Mit diesem Buch wird diesem Mangel abgeholfen. Frank
Weinreich, promovierter Philosoph und Autor zahlreicher Beiträge zur Fantasy,
liefert in vier Teilen eine Einführung in den Begriff und die Geschichte
der Fantasy. Einer Definition von Fantasy folgt eine Betrachtung des Verhältnisses
von Fantasy und Mythos, dann ein Überblick über Geschichte, Spielarten
und Persönlichkeiten des Genres sowie schließlich die interpretierende
Beschreibung dreier paradigmatischer Beispiele der Fantasy.
Der erste Teil mag für manche der spannendste sein, gab es doch bisher
zwar schon viele Versuche, das Genre zu definieren oder einzugrenzen, aber kein
allgemein akzeptiertes Ergebnis. Weinreich könnte diese Akzeptanz mit seiner
so vorher nirgendwo entwickelten Definition erreichen, die sich auf das Übernatürliche
als zentrales inhaltliches Erkennungsmerkmal des Genres konzentriert. Demnach
gehört zum Genre der Fantasy jede fiktionale Erzählung – inkl.
Film, Musik, bildende Kunst (einschließlich Comics) und Spiele (Computer-,
Brett- und Rollenspiel) –, die das Übernatürliche als Handlungsbestandteil
aufweist. Weinreich zeigt, dass dies meist durch drei charakteristische, ebenfalls
auf der inhaltlichen Ebene zu findende Motive in Szene gesetzt wird: durch das
für die Geschichte konstitutive Vorhandensein von Heldinnen und Helden,
eine imaginäre Welt als Haupthandlungsort (diese kann auch der realen Welt
entspringen) und die Magie als für die Erzählung selbstverständliches
Faktum. Im weiteren Verlauf liefert Weinreich zwei Definitionen, eine weite
und eine enge, was sich ähnlich wie bei meiner Definition
des Vampirismus als ausgesprochen nützlich erweist.
Im
zweiten Teil des Buches führt Weinreich in die Gedankenwelt der Mythologie
ein und zeigt, wie die Fantasy dem mythischen Denken entsprang. Sehr schön
sind seine Darlegungen über den (Schein-)Konflikt von Mythos und Logos,
von epischem und Vernunftwissen, und über die Bedeutung der Mythen in der
heutigen Zeit und für die moderne Gesellschaft.
Der dritte Teil des Buches bietet einen Abriss der Geschichte der Fantasy, wobei
der Schwerpunkt wie in der realen Entwicklung des Genres auf Büchern liegt,
auch wenn Filme und Computerspiele berücksichtigt werden. Gut sind Weinreichs
Hinweise auf die enge Verbindung der Literatur und ihrer Entstehungssituation
und -geschichte, an denen er immer wieder zeigt, dass die imaginären Welten
der Fantasy unablösbar von der realen Welt entstehen und immer auch als
»Kommentar« zur Realität verstanden werden sollten, wie Tolkien
es einmal formulierte. Auch darin wird die Ähnlichkeit der Fantasy zum
Mythos deutlich.
Mit Verweis auf die mittlerweile befriedigende Anzahl von Fantasybibliographien
und -enzyklopädien verzichtet Weinreich bewusst auf eine vollständige
Darstellung der Fantasygeschichte und hebt stattdessen wichtige Werke des Genres
im Zusammenhang mit ihrer Entstehungszeit hervor – eine gezwungenermaßen
subjektive Auswahl, die nicht unbedingt dem Geschmack der Leserin oder des Lesers
entsprechen muss, aber auf jeden Fall interessant ist. Ähnliches gilt für
die Auswahl der drei Werke, anhand derer Weinreich im vierten Teil seines Buches
exemplarisch Hintergründe und Mechanismus aufzeigt. Sie gehören im
Hinblick auf den Inhalt und/oder ihre Wirkungsgeschichte zu den wichtigsten
Werken des Genres, und ihre Interpretation durch Weinreich ist auf jeden Fall
lesenswert. Anhand von Tolkien (Mittelerde), Le Guin (Erdsee) und McKiernan
(Mithgar) zeigt Weinreich, wie in der Verbindung von packender Unterhaltung,
brillantem Erzählstil und der instruktiven Darstellung aktueller realweltlicher
Sachverhalte und Probleme Fantasy Emotion und Intellekt gleichermaßen
anzuregen vermag.
Weinreich verspricht uns zu Beginn, das »Phänomen Fantasy zu beleuchten
und seine wesentlichen Bestandteile offen zu legen und zu diskutieren«
sowie die »potenzielle Tragweite der phantastischen, märchenhaften
Welten, die von unzähligen Autorinnen, Regisseuren, Spielerinnen und Rezipienten
der Fantasy er- und gelebt wird, in ihrer Bedeutung für das Publikum von
Fantasy als ›ernsthaftes Spiel‹ aufzuzeigen, das eine positive Bedeutung
in der realen Lebensführung der Rezipienten und Rezipientinnen erlangen
kann«. Dies ist ihm mit diesem sehr lesenwerten Buch absolut gelungen.
TRUE BLOOD, die Fernsehserie um die telepathisch veranlagte Kellnerin Sookie Stackhouse nach der Buchreihe von Charlaine Harris, ist in meinen Augen weitaus besser als die Bücher. Sie ist tiefgründiger, geht weitaus eher auf soziale und ethische Probleme ein, thematisiert Rassismus und viele Probleme besonders in den Südstaaten der USA viel stärker und ist meiner Meinung nach auch erheblich unterhaltsamer. Obwohl Sex durchaus explizit eine Rolle spielt, tut er das auf eine weitaus härtere und weniger softpornografische (und langweilige) Weise als in den Büchern. Ich kann dem Untertitel dieses Fanbuches nur zustimmen: Für mich ist dies die beste TV-Vampirserie, zumindest für Erwachsene.
In diesem reich illustrierten Buch findet man alles Wichtige über die ersten beiden Staffeln der Serie, einen ausführlichen Episodenführer, nette Zitate und die nach Meinung der kanadischen Autorin gruseligsten Momente (und damit durchaus Diskussionsstoff). Interessant sind die Hintergrundinformationen zu den Locations, den Requisiten, der Musik und den Drehtechniken. Natürlich gibt es Biografien der HauptdarstellerInnen und einige Interviews. Anders als viele andere Fanbücher bietet dieses wirklich einen mehrwert und gute Unterhaltung!
Vampire und Vampirinnen sind immer wieder in, seit einigen Jahren gibt es wieder eine Welle. Zahlreiche Serien im Fernsehen drehen sich um sie, von kindisch-dümmlichen Varianten bis zu richtig harten spannenden wie etwa in True Blood. Dieses humorvolle und natürlich nicht ernst zu nehmende Büchlein ist ein gelungener Ratgeber für den Umgang mit den mehr oder weniger Untoten, so es sie denn gäbe, vor allem aber ein nettes Nachschlagewerk für die wichtigsten Eigenschaften der bedeutendsten und/oder (pop-)kulturtell erfolgreichsten VertreterInnen. Von der in der Werbung erwähnten (Kultur)-Geschichte sollte man nicht allzuviel erwarten, sie ist weder vollständig noch auch immer korrekt, vor allem in den zeiten vor dem 18. Jahrhundert. Aber das tut dem Vergnügen keinen Abbruch. es kann durchaus Spaß machen, zu überlegen, ob man mit der Autorin in der Einteilung in die depressiven oder vegetarischen oder bösartigen BlutsaugerInnen übereinstimmt. Seltene und/oder besondere Exemplare fehlen leider häufig, wie das ganze Buch sehr mainstream-orientiert ist und nicht selten obeflächlich (wenn schon Gott oder Gottlosigkeit oder die Seele erwähnt werden, würde ich doch gerne wissen, wie das in dem Zusammenhang gemeint ist). Das Buch ist amüsant und durchaus gelungene Unterhaltung ohne Tiefgang und mit manchen Lücken; wer nicht mehr erwartet, ist damit gut bedient.
Das internationale Vampyr-Magazin Redaktion und v. i. S. d. TMG: Friedhelm Schneidewind Stengelhofstraße 57 · 68219 Mannheim · Deutschland/GermanyTelefon 0621 48497525 + 0179 9718257 · Fax 0621 48497526 |
ISSN 1432-9484 · seit 1995 · 28. Jahrgang
»Der Vampirmythos existiert seit 2000 Jahren, er ist einer der ältesten Mythen der Menschheit.«
Friedhelm Schneidewind im Interview im KURIER, Wien, 22.11.2011
»Wie alle Horrorwesen taucht die Figur auf, wenn es Ängste und Umbrüche in der Gesellschaft gibt. Die Leute flüchten in dieses Genre ... Der jetzige Hype wurde aber auch durch das Internet gemacht.«
Friedhelm Schneidewind im Interview in den Stuttgarter Nachrichten, Heidelberg, 16.03.2011